In alter Tradition wird an die Todesstunde Jesu erinnert. Frauen und Männer lassen die Passion "laut" werden. Der pure Text unterbrochen und begleitet von Musik.
Der Evangelist des Markusevangeliums schreibt um 70 für Heidenchristen in Rom. Er will an das Leben Jesu erinnern und dabei verkünden, dass Jesus der „Messias“, der „Sohn Gottes“ ist. Jesu Lebensweg verläuft im Verborgenen. Um ihn nicht als ‚Wunderheiler‘ allein zu verstehen, fordert er zum Schweigen über ihn auf. Erst durch Leiden, Tod und Auferstehung eröffnet sich, dass mit Jesus Christus die Heilszeit angebrochen ist (Mk 1,14). Wie der Psalm 22 von einem Klagelied in ein Danklied umschwenkt, so können wir die Situationen und Schwierigkeiten unseres Lebens durch Tod und Auferstehung Jesu Christi neu sehen.
Markus Höftberger spielt folgende Stücke als Zwischenmusik: „Pie Jesu“ von Luigi Cherubini, Improvisation über den Choral „Alle Menschen müssen sterben“ und „Recordare Jesu“ von Johann Adolf Hass.
Der Evangelist des Lukasevangeliums geht allem genau nach und schreibt für Menschen, die hellenistische Bildung genossen haben. Jesus wendet sich den Armen und Sündern, den Frauen und Kindern zu, ist gütig und menschenfreundlich und offenbart die Barmherzigkeit Gottes. Alles zielt auf die Ereignisse in Jerusalem und auf seine „Aufnahme“ hin. Der unschuldig Leidende im Heilsplan Gottes ist Vorbild für seine Jünger. Bis zum Schluss ist er vergebend und heilend und Sieger im Kampf mit den Mächten der Finsternis. Jesus ermutigt zum Nachfolgen. Menschen, die an Jesus glauben gehören zum neue Volk Gottes.
Der Evangelist des Johannesevangeliums will uns verkünden, dass Jesus der Welt das Leben bringt. Mitte der Verkündigung ist deshalb die Person Jesu als Offenbarer und Sohn Gottes. Mit Gegensätze, wie Wahrheit- Lüge, Licht - Finsternis oder Leben - Tod und mit „Ich bin“-Worten will er dies verdeutlichen. In der Passion ist Jesus nicht der Leidende, sondern der Handelnde, der weiß, dass das Offenbarungswerk zu Ende gebracht wird. So ist die Leidensgeschichte ein Weg zur Verherrlichung und Erhöhung. Wer sich für Jesus entscheidet, gewinnt das Leben.
Der Evangelist des Matthäusevangeliums schreibt für Judenchristen und belegt deshalb vieles, was geschieht, aus den heiligen Schriften. Er zeigt den Plan auf, den Gott mit Leiden und Tod Jesu hat. Jesus ist zwar in der Geschichte der Unterlegene, aber seinen Gegnern in Wirklichkeit weit überlegen. Er weiß, was sich ereignen wird, nimmt aber sein Ende freiwillig und auf Gott horchend [im Gehorsam] auf sich. Er geht den Weg des leidenden Gerechten. Das ist sein Weg und so wird er der Herrscher in einer neuen Welt. Es ist der Wille Gottes, dass er letztendlich der Erhöhte ist.
Die Sprache entwickelt ihre kommunikative Kraft und machtvolle Wirkung erst wenn sie gesprochen, gehört und „zu Herzen“ genommen wird. Ein laut verkündetes Wort ist etwas ganz anderes als selbst gelesene Sätze. Deshalb kennt jede Religion das feierliche und laute Verkünden heiliger Worte. Die Botschaft gehört „verlautet“. Eine Gruppe von Frauen und Männern will heuer jeweils am Freitag um 15:00 Uhr, zur Todesstunde Jesu, in der Kollegienkirche - im wahrsten Sinne des Wortes - jeweils eine Passion „laut“ werden lassen. Es soll der Text und sonst nichts vorgetragen werden, nur unterbrochen von tragender und begleitender Musik. Direkt nach dem Freitag-Drei-Uhr-Läuten setzt der Text ein und endet mit dem Tod am Kreuz in Stille. Die Auferstehungstexte bleiben der Osterzeit vorbehalten Passion leitet sich vom Lateinischen „pati“ [leiden, erleiden, erdulden] und von „passio“ [das Leiden; auch: Leidenschaft] ab. Für Christen ist die „Passion“ [Leidensgeschichte oder auch „Passionsgeschichte“] eine Zusammenfassung für die Abschnitte in den vier Evangelien, die vom Leiden Jesu Christi bis zu seiner Auferstehung berichten. Es sind jene Teile des Evangeliums, die am frühesten eine feste Gestalt erhielten. Wenn auch im Großen und Ganzen eine bestimmte Übereinstimmung zwischen den vier Passionen besteht, so unterscheiden sie sich doch in wesentlichen Aussagen. Sie nur als Bericht eines vergangenen Ereignisses zu hören, würde nicht dem Vorgetragenen und Gehörten entsprechen. Jeder Evangelientext ist viel mehr als bloßer Bericht. So sagt auch die Passion nicht nur, was geschah, sondern auch, warum und wozu es geschah. Und da unterscheiden sich die vier Passionsgeschichten, weil jedes Evangelium für einen anderen Hörerkreis geschrieben worden ist.
Es wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass Sie sich in dem Webspace www.Eulenhaus.eu befinden. Dieser wurde der Kollegienkirche vorübergehend zur Verfügung gestellt. Das Eulenhaus ist die Website von Nurjehan Gottschild, die der Kollegienkirche diesen Raum überlässt, bis diese ihren eigenen Webspace hat.
Für den Inhalt verantwortlich: Rainer Buland
Hintergrundbild mit den Engeln: Stefan Zenzmaier
Website: Fabian Kitzberger
Gesamtverantwortung: Christian Wallisch, Kollegienkirche